Wohnhaft

… ein freund hat neulich erzählt, daß er die weitsichtig der deutschen sprache bewundere. neben ‘kummerspeck’, ‘waldsterben’ oder ‘weltschmerz’ gäbe es ein wort, welches das potential habe, ein neuer exportschlager zu werden, denn vermutlich alle regierenden dieser erde strebten genau dieses an.

auf meinen fragenden blick antwortete er, ob mir seine abhandlungen über ‘we are borg’ und die ’selbstassimilierung’ noch im gedächtnis sei. ich nickte und er fuhr fort.

“der mensch als rudeltier strebt nach einem homogenen rudel. ohne individualisten und störenfriede. außerdem neigt er zu einer naiven amalgamierung von ‘heile welt’ und ’sicherheit’ und tendiert dazu, die letzten beiden als antagonismus zu ‘freiheit’ zu sehen.”

der terrorismus, so mein freund, sei nicht wirklich eine bedrohung, denn der größte feind des terrorismus sei ein ‘menschenwürdiges dasein’. enthalte man dieses den menschen vor, sei widerstand unausweichlich.

ich dachte kurz an meinen opa, denn er sagte vor jahren schon etwas ähnliches: “alle menschen wollen zu essen, zu trinken und ein dach über dem kopf.” das hätten alle menschen dieser erde gemeinsam.

auch, so fuhr mein freund fort, sei drm weniger ein instrument, um die *musik* oder gar die musiker zu schützen, als viel mehr deren kapitalistische verwertung. für letzteres sei es auch notwendig, möglichst viele daten über die menschen zu sammeln. er hege darüberhinaus die unangenehme vermutung, daß es von der speicherung der gesundheitsdaten bis zur pränatalen euthanasie kein so langer weg sei.

“du hast ein merkwürdiges bild vom menschen”, sagte ich. “welches bild hast du überhaupt?”

er sagte, daß es nicht sein bild vom menschen sei, denn der mensch sei durchaus in der lage empathisch zu handeln und habe die fähigkeit, das leid der welt zu minimieren. sein bild vom menschen sei schon wegeuphemisiert worden, werde aber wieder wirklichkeit und sei, so schlug er bogen zum anfang, eben dieser exportschlager in spe. “so wie es die alten reisepässe noch beschrieben, als dort noch nicht ‘anschrift’ stand.”

“was stand da?”

“wohnhaft in …”

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