… ein freund hat neulich erzählt, daß ihn die maßnahmen der bundesregierung zum jugendschutz an seine frühste kindheit erinnern. damals habe er auch mit den händen etwas gebaut und anschließend mit dem hintern wieder umgeworfen.
auf meinen fragenden blick erklärte er, daß es keinen sinn macht, sogenannte schutzmaßnahmen einzuführen und gleichzeitig aktiv an deren überwindung mitzuarbeiten. internetzensur sei zwar geeignet um siebenjährigen dreikäsehochs einen tieferen einblick in dialoge und handlungen der täglichen fortsetzungsromane im fernsehen zu verwehren, damit sei sie aber schon am ende.
„spannenderweise wirkt die bundesregierung selbst an maßnahmen mit, die jugendlichen ein unterwandern der jugendschutzbestimmungen ermöglichen“, sagte mein freund. getarnt unter dem namen medienkompetenz würden jugendliche von der regierung geradezu ermuntert ihre kenntnisse in informationstechnologie zu erweitern und so letztendlich auch die dinge machen zu können, von denen sie die regierung eigentlich abhalten will.
„das ist hochdramatisch“, sagte mein freund. verfügten die jugendlichen nämlich über die erwünschte medienkompetenz auf einem höheren level, dann können sie neben der umgehung verschiedener zensurmaßnahmen auch mit den werkzeugen umgehen, die sie potentiell als terrorist verdächtig machten, beispielsweise unbeobachtetes surfen im web oder proxys.
„ich glaube zumindest nicht daran, daß es der versuch eines heimlichen unterwanderns seitens der bildungsministerin hinsichtlich der überwachungsstaatlichen bestrebungen diverser innenminister ist“, sagte mein freund.
„aber die gefahr ist doch verschwindend gering“, wand ich ein, „wirkliche bildung soll doch in eliteschulen ausgelagert und somit nur gutbetuchten ermöglicht werden.“
„seit wann bist du denn ein umstürzler?“, fragte mein freund irritiert, der gedanke füge sich aber leider in die situation ein. bemerkenswerterweise sogar im positiven, denn somit sei pisa im kern ein demokratiesicherndes element, da es die bildung im allgemeinen und nicht im besonderen betrachte. allerdings sei es geradezu dumm, die anwendung der erlernten medienkompetenz dann staatlich zu sanktionieren, spätestens da stelle sich die sinnfrage.
„vielleicht ist es auch, wie im kalten krieg: beiderseitiges hochrüsten soll kriegerische handlungen verhindern“, sagte mein freund. verlassen würde er sich aber nicht drauf, denn im moment sitze der innenminister an längsten hebel.