Ihr seid nicht von dieser Welt

Von Gonmag, March 18th, 2006
… ein freund hat neulich erzählt, daß ihn die menschliche rezeption immer wieder aufs neue erstaune, dicht gefolgt von der unfähigkeit inhalt und verpackung zu trennen, dem streben den einzigen kern im ganzen blech kirschkuchen zu finden, und der übermenschlichen sehnsucht, parallelen ums verrecken zu meiden.

auf meinen fragenden blick antwortete er “hast du den film die insel gesehen?”

ich nickte. “fantastischer streifen”, sagte er. der regisseur habe ein sensibles thema ziemlich unkommentiert dargestellt und das ganze mit, wie er wörtlich sagte “geiler action” garniert.

was ihn nur erstaune seien die kommentare in den verschiedenen foren zu diesem film. insbesondere die frage “wie dick ist dick genug?”. der film zeige ganz glasklar, die gefahren der clontechnologie auf, er unterstreiche dabei, daß geld nachwievor das alles bestimmende element ist, er führe plastisch die möglichkeiten der neuen überwachungstechnologie vor augen, und betone daß in einer gesellschaft, der alles egal ist eben auch alles möglich sei. sein fehler sei anscheinend nur, daß das moralische ausrufezeichen fehle, eben das an kleine kinder gerichtete “pfui, das ist bäh!”

“man muß sich eben auf den film einlassen”, sagte er. gottseidank gäbe es für die, denen das zu aufwühlend ist noch kritikpunkte wie product placement und die ‘flache action’.

er fände hingegen genau diese mischung einfach geil. es sei etwas ‘für’n kopp und für’s auge’

“ehrlich, welche ansätze hätte der film noch dicker auftragen sollen? muß ein film immer mit dem ethischen betonpfeiler winken, bis auch der letzte trottel sozialpädagogisch dort abgeholt wird, wo er gerade steht? soll noch eine stimme aus dem off kommen ’seht ihr kinder, dieser mann ist ruhmessüchtig und das ist pfui’?”

die kernaussage des films sei kritisch genug: ‘was machbar ist, wird auch gemacht – wenn man damit geld scheffeln oder ruhm ernten kann erst recht. moral und ethik stehen klar hinter dem geld zurück.’ wie deutlich solle ein film denn noch die kommende zweiklassengesellschaft in der gesundheitsvorsorge darstellen? für ihn sei der film auf einer augenhöhe mit matrix.

es reiche, den film zu sehen, zu realisieren, daß wir näher dran seien, als wir vielleicht wöllten, dann nachzudenken und dann zu handeln.

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