Brückenschlag

… ein freund hat neulich erzählt, daß ihn die gebetsmühlenartig heruntergebeteten politischen schlagworte an den pfarrer erinnerten, der den theologischen brückenschlag perfektioniert habe.

auf meinen fragenden blick antwortete er, daß der pfarrer in der lage gewesen sei von jedem beliebigen nomen innerhalb von drei sätzen auf die bibel zu kommen. Egal ob es ‚bohnenkaffee‘, ‚tennissocken‘ oder ’seitenstreifen‘ sei, drei sätze genügten, um die frohe botschaft in diesen worten zu enthüllen.

„die politik und hauptsächlich die kulturindustrien haben sich offenbar ein beispiel daran genommen, denn egal worum es geht, es reduziert sich immer auf den untergang des abendlandes, wenn auch über den umweg ‚terrorgefahr‘, ‚wirtschaftsstandort‘ oder ‚innovationsschutz'“, sagte mein freund.

so müsse man sich als verfechter der privatsphäre immer gleich den vorwurf ‚terroristensympathisant‘ vorwerfen lassen, als brücke dienten ‚datenschutz sei täterschutz‘ oder die ‚wer nichts zu verbergen hat‘ floskel.

„ich will aber nicht tennissocken im biblischen zusammenhang diskutieren“, sagte mein freund. er sei zwar vermutlich der vorletzte, der etwas dagegen habe zusammenhänge herzustellen, aber diese art der brücke sei mehr eine eselsbrücke. die aufgabe einer eselsbrücke sei es, einen komplizierten sachverhalt anschaulich zu vereinfachen, was bei ‚eine alte dame geht heute einkaufen‘ auch der fall sei. wenn es aber darum geht hochkomplexe thematiken auf ein derartig rudimentäres boulevardwissen zu reduzieren wäre dieses unterfangen grob fahrlässig.

„die welt ist nun mal komplex und sie wird nicht einfacher durch solche eselsbrücken sondern schlicht falsch.“

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