Handfesseln

… ein freund hat neulich erzählt, daß er den bayrischen innenminister beckstein nicht verstehen könne, wenn dieser unsummen an geld für eine antiquierte und dazu noch unsinnige technik ausgeben möchte.

meinen fragenden blick ignorierte er zunächst und schwadronierte weiter über rückständigkeit und etwas von den zeichen der zeit.

nach einer tasse kaffee hatte er sich wieder beruhigt und bei der zweiten war er in der lage, mir seine gedanken so zu vermitteln, daß ich sie nachvollziehen konnte.

„elektronische fußfesseln“, so sagte er, „sind dämlich.“ sie würden zwar helfen, die letzte meile vor der explosion zu rekonstruieren, an der ‚gefährlichkeit‘ der träger aber nichts ändern.

während ich mich noch über seine ungewohnt blutrünstige und erregte aussage wunderte, fuhr er fort. auch daß man die verbliebenen einzelteile des trägers im nachhinein des meineids bezichtigen könne, immerhin habe er auf das grundgesetz schwören müssen, seien da keine große hilfe, es fehle der obrigkeit schlicht am technikverständnis.

„die regierung sollte ersteinmal das bereits vorhandene potential ausschöpfen“, sagte er.

„das bedeutet?“, wollte ich wissen.

„handys verschenken“, sagte er. es gebe genügend second-hand handys, die auf einen neuen besitzer warten. erstens leiste man damit einen beitrag zur elektronikschrottvermeidung und zweitens könne man ein eingeschaltetes handys genauso gut orten und überwachen wie eine fußfessel. aber das gefühl sei besser.

ich schenkte meinem handy einen langen, tiefen blick und überlegte, ob ich mich nun auch, wenigstens als asoziiertes mitglied, zu den gefährlichen ausländern zählen müsse.

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